Industrieverband langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme e. V.
Aktuelles Aktueller ECHA-Regulierungsprozess nimmt Fluorpolymere ins Visier

Fluoropolymergruppe PFAS-Regulierungsvorschlag ohne Differenzierung für Fluorkunststoffe

Am 22. März 2023 ist die öffentliche Konsultation zum vorgeschlagenen Verbot der Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) durch die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) gestartet. Durch das anvisierte Verbot der PFAS könnte die EU erstmals eine ganze Stoffgruppe mit mehr als 10.000 Chemikalien verbieten - darunter auch die Fluorpolymere. Diese sind allerdings nicht nur als unbedenklich eingestuft, sondern auch unersetzlich in zahlreichen Industrie-, Alltags- und Medizinanwendungen und für das Gelingen des Green Deals.

22.03.2023, Frankfurt a.M.
Durch das ECHA-Restriktionsvorhaben zu PFAS bedroht: Moderne und nachhaltige Technologien sowie innovative Architekturelemente, Foto: Gujarat Chemicals

Das aktuelle Regulierungsvorhaben der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) zur Stoffgruppe der Per- und Polyfluoralkylstoffen (PFAS) bedroht aus Sicht des Industrie-verbands pro-K zahlreiche wichtige Wertschöpfungsketten in Deutschland und Europa. Der Grund: Der im Februar veröffentlichte Vorschlag umfasst auch die in der Stoffgruppe enthaltenen 38 Sub-stanzen der Fluorpolymere, die für das Funktionieren moderner Industriegesellschaften von enormer Bedeutung sind und die nun durch das Beschränkungsverfahren wegfallen könnten. Die jetzt startende öffentliche Konsultation (22. März) bietet die Chance, erneut die Sicherheit und Unverzichtbarkeit der 38 Stoffe zu betonen.

Fluorpolymere sind als unbedenklich eingestuft, inert, ungiftig und lagern sich nicht in der Umwelt ab – dies belegen zahlreiche Studien und Daten. Ungeachtet dessen hat die ECHA im Februar bei ihrem Vorschlag für die Verwendungsbeschränkung von PFAS die Hochleistungskunststoffe mit einbezogen. Damit sind Fluorpolymere, die gemäß OECD-Definition zur Gruppe der PFAS zählen, nun in einem Verfahren gemeinsam mit Substanzen, die in Teilen als mobil, bioakkumulierbar und toxisch gelten.

Sozioökonomische Nachteile durch ein Verbot
Der Vorschlag der ECHA steht im Widerspruch zur Zielsetzung der Europäischen Union, eine eigene Halbleiterproduktion aufzubauen, den Green Deal umzusetzen und mehr E-Autos auf die Straße zu bringen. Zum Erreichen all dieser Punkte braucht es nämlich Fluorkunststoffe.

Fluorpolymere bieten Funktionalität und Vorteile in zahlreichen kritischen Endverbraucher-Anwendungen wie Elektronik, Halbleiter, Gesundheits-technik und -geräte, Transport, 5G-Telekommunikation und erneuerbare Energien. Sie sind eine Schlüsselkomponente für Technologien, die in Mobiltelefonen, persönlicher Schutzausrüstung, Solarpanels, Implantaten, Flugzeugen, U-Booten und unzähligen anderen Produkten und Branchen eingesetzt werden. In grünen Technologien wie der Wasserstoffherstellung fördern sie die Defossilisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Darüber hinaus helfen Fluorkunststoffe mit, Chemikalien sicher und verlustfrei auch über große Entfernungen zu transportieren.

Dazu kommt: Ersetzt man Fluorpolymere durch andere Materialien, erhöht sich der ökologische Fußabdruck beispielsweise eines Autos oder Flugzeugs, da etwa der Reibungswiderstand zunimmt. Und auch die Resilienz eines Produkts leidet: Alternativmaterialien, so es sie überhaupt gibt, kranken häufig an einer schlechteren Performance; es kommt zu einem höheren Wartungsaufwand, schnellerem Verschleiß bis hin zum verfrühten Austausch eines Produktes – die Abfallmenge steigt.

Rückzug statt Aufbruch?
Viel Know-how und Wertschöpfung rund um Fluropolymere ist aktuell noch in Europa beheimatet – und jetzt durch das ECHA-Verfahren in Frage gestellt. Kommt es zu Beschränkungen bis hin zu Verboten, verschärfen sich die asymmetrischen Abhängigkeiten, scheitern Projekte für den Klimaschutz und viele weitere grüne Prioritäten. Dies ginge einher mit dem Verlust von Arbeitsplätzen, dem Wegfall einer leistungsfähigen Wirtschaft und Infrastruktur sowie Einbußen in der Lebensqualität. Darum ist es unerlässlich, dass Fluorkunststoffe vom ECHA-Regulierungsprozess aus¬genommen und weiterhin in Europa verarbeitet werden.

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pro-K
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Dr. Patrick Kohlas
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