Der neue pro-K Vorstandsvorsitzende, Hendrik Johannink (Ringoplast GmbH), im Gespräch über aktuelle Verbandsthemen, zukünftige Projekte und Herausforderungen der Kunststoff verarbeitende Industrie.
Frage: Herzlichen Glückwunsch zur Wahl, Herr Johannink. Welche Themen möchten Sie in Ihrer Amtszeit als pro-K Vorstandsvorsitzender im Verband vorantreiben?
Hendrik Johannink: Als Industrieverband machen uns die aktuellen wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa Sorgen. Trotz einer in vielen Branchen vernehmbaren Abkühlung der Konjunktur spürt man als Unternehmer keinerlei Entlastung bei Bürokratie und Regulierungswut. Auf so manches gut gemeinte kurzfristige Förderprogramm z.B. sollte man meiner Ansicht besser verzichten und stattdessen langfristige Entlastungen und verlässliche Rahmenbedingungen schaffen.
Ein wesentlicher Aspekt für uns als Industriebranche sind auch die Energiepreise. Der Markt hat sich zwar wieder etwas entspannt, aber es ist abzusehen, dass die immensen Kosten der deutschen Energiewende auf anderem Wege wie z.B. den Netzentgelten und eingepreisten Umlagen unseren Wirtschaftsstandort weiter verteuern. Die Forderung nach einer preiswerten und verlässlichen Energieversorgung gehört daher auch für uns als Kunststoffindustrie ganz oben auf die Agenda. Über den technologisch richtigen Weg kann man da sicher streiten.
Besorgniserregend ist ebenfalls, dass unser Werkstoff in der politischen Diskussion nach wie vor nicht vorurteils- und diskriminierungsfrei behandelt wird. Dies kann man z.B. bei der Diskussion zur EU-Verpackungsverordnung (PPWR) oder beim PFAS-Regulierungsverfahren beobachten. Beide Themen stehen bei uns und bei unseren Partnerverbänden oben auf der Agenda und müssen auch weiter intensiv begleitet werden.
Zwei weitere vor allem langfristig wichtige Themen haben wir in diesem Jahr auf unserem pro-K Mitgliederdialog adressiert: Das ist zum einen der Einsatz von KI, deren konkreter Nutzen für unsere mittelständisch geprägte Industrie häufig nur schwer greifbar ist. Hier ist es wichtig, auf der Höhe der technischen Entwicklung zu bleiben und sich über den Stand der Technik, mögliche Anwendungsbereiche und „Best Practices“ in den Unternehmen auszutauschen. Des Weiteren wird der anhaltende Arbeitskräftemangel in unserer Branche ein Problem bleiben. Es müssen neue Wege und Strategien insbesondere bei der Gewinnung von Auszubildenden entwickelt werden, um genügend Fach- und Arbeitskräfte zu finden. Dabei ist es wichtig, die Ziele und Werte der jungen Generation zu verstehen, um diese besser ansprechen und für unsere vielseitige Branche gewinnen zu können.
Frage: Wie sehen Sie derzeit den pro-K hierzu aufgestellt?
Hendrik Johannink: Der pro-K hat in den vergangenen Jahren viel getan und sehr gute Arbeit geleistet. Das ist unter anderem der Verdienst des scheidenden Vorstandsvorsitzenden Klaus-Uwe Reiß, aber auch den vielen Expertinnen und Experten in den zahlreichen Ausschüssen und Fachgruppen zu verdanken, die mit ihrem Engagement und Einsatz die Arbeit des Verbandes aktiv prägen. Es gilt nun, diese Arbeit fortzusetzen und wir sind froh, nach dem tragischen plötzlichen Tod unseres langjährigen Hauptgeschäftsführers Ralf Olsen in Sven Weihe einen kompetenten, kommunikativen und gut vernetzten Nachfolger gefunden zu haben, der diesen Kurs fortsetzt. Gerade bei dem Thema Nachwuchsgewinnung ist der pro-K stark unterwegs und auch im Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV) federführend verantwortlich. Ich freue mich sehr, dass wir dieses Jahr mit der Günter-Schwank-Preisverleihung erstmals eine zentrale Veranstaltung in Frankfurt haben, um die besten Auszubildenden zum/r Kunststofftechnologen/ -technologin gebührend zu würdigen. Diese Preisverleihung ist ein gutes Beispiel dafür, was der Verband unternimmt, um den Nachwuchsmangel entgegenzuwirken. Das zentrale Event verleiht dem Ausbildungspreis deutlich mehr Sichtbarkeit in Politik und Öffentlichkeit.
Frage: Wie kann die Branche allgemein mehr mit eigenen Inhalten gegenüber gesellschaftlichen Stakeholdern punkten?
Hendrik Johannink: Neben Instrumenten der klassischen Öffentlichkeitsarbeit, etwa die Organisation von Events wie dem pro-K Mitgliederdialog in Berlin, muss der Verband sich stärker in die aktive Lobbyarbeit einbringen, damit die Belange der Kunststoff verarbeitenden Industrie auch in Berlin und Brüssel gehört werden. Einige der pro-K Fachgruppen sind hier schon sehr gut aufgestellt, zum Beispiel die Fluoropolymergroup, die sich öffentlichkeitswirksam beim PFAS-Beschränkungsverfahren einsetzt und im November nach Brüssel reist, um sich mit Politikerinnen und Politikern auf EU-Ebene auszutauschen. Auch die begleitende Pressearbeit des Verbandes ist sehr intensiv. Ich sehe hier den pro-K allerdings nicht als Alleinkämpfer, sondern alle Trägerverbände des GKV sowie die Wertschöpfungskettenpartner mit in der Verantwortung. Nur, wenn wir an einem Strang ziehen, können wir als Kunststoffindustrie mit unseren Themen und Inhalten in der Öffentlichkeit durchdringen.
pro-K
Als Trägerverband des Gesamtverband der Kunststoffverarbeitenden Industrie e.V. (GKV) vertritt der pro-K Industrieverband langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme e.V. als Spitzenverband die Hersteller von Konsum- und Halbfertigprodukten aus Kunststoff gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Dr. Patrick Kohlas
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