Industrieverband langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme e. V.
Aktuelles Staffelstabübergabe beim Vorstandsvorsitz

Allgemein Staffelstabübergabe beim Vorstandsvorsitz

Nach sieben Jahren als pro-K Vorstandsvorsitzender hat sich Klaus-Uwe Reiß von der Verbandsspitze verabschiedet. Seit dem 05. Juni 2024 ist nun Hendrik Johannink im Amt. Anlässlich der Staffelstabübergabe trafen sich beide mit unserem Kommunikations-Verantwortlichen, Dr. Patrick Kohlas, zum Doppelinterview.

18.09.2024, Frankfurt a.M.
Dr. Patrick Kohlas im Gespräch mit Klaus-Uwe Reiß und Hendrik Johannink (v.l.n.r.)

Frage: Nach 35 Jahren im Ehrenamt in unserem Kunststoffverband – davon die letzten sieben Jahre als pro-K Vorstandsvorsitzender – wie fühlen Sie sich und wie zufrieden sind Sie mit dem, was in dieser Zeit im Verband erreicht wurde?

Reiß: Alles hat seine Zeit – und das ist auch gut so. Die Zeit war ausgefüllt von vielen spannenden Begegnungen mit tollen Menschen und geprägt von hochinteressanten Projekten. Im Berufsleben hat sich natürlich in 35 Jahren viel verändert, seien es eher kontraproduktive neue Auflagen und Bürokratie, aber auch Fortschritte im IT und Kommunikationsbereich, Stichworte KI oder Social Media und natürlich die komplett veränderte Sicht und Wertung hinsichtlich Umwelt und Klima und damit auch unseren Kunststoff betreffend. Die letzten Jahre wurden leider durch die Corona Pandemie sowie viele geopolitische negative Ereignisse in Europa, dem Nahen Osten, aber auch in anderen Teilen der Welt geprägt. Dies brachte für unsere Mitglieder viele neue Herausforderungen und oft auch negative Folgen, wie beispielsweise Energiekosten oder Lieferketten. Mich persönlich hat der plötzliche Tod des von mir sehr geschätzten pro-K Hauptgeschäftsführers Ralf Olsen im vergangenen Jahr emotional stark getroffen. Ralf war über zwei Jahrzehnte nicht nur Gesicht und Stimme des Verbandes, sondern auch ein guter Freund, der mir bis heute fehlt.

Frage: Kunststoffe stehen heute teils heftig in der Kritik. Wie sieht die Zukunft unseres Werkstoffes aus?

Reiß: Wir werden auch in Zukunft nicht ohne Kunststoffe auskommen. Durch verantwortungs-, ressourcen- und umweltbewusstes Handeln kommen wir als Kunststoff verarbeitende Industrie den Anforderungen im Klima- und Umweltschutz nach und tragen so zur grünen Transformation bei. Wichtig sind dabei keine Pauschalierungen, sondern viel mehr eine differenzierte Betrachtung. Unser Werkstoff Kunststoffe hat sich in den letzten 70 Jahren in seinen Eigenschaften wie geringeres Gewicht, Langlebigkeit, Widerstandsfähigkeit, Anwendungen und Designs asl auch in seiner Herstellungs- und Verarbeitungstechnologie explosionsartig weiterentwickelt. Viele heutige Anwendungen wären ohne Kunststoffe nicht mehr vorstellbar. Kunststoff heißt heute mehr denn je: wiederverwertbarer und damit werthaltiger Rohstoff für langlebige anspruchsvolle Anwendungen. Eine ganz wichtige Aufgabe für die Zukunft kommt hier unserem Verband pro-K zu, nämlich die stete Kommunikation zwischen Politik und Kunststoffverbänden. Wir Kunststoffexperten sind keine Politiker und Politiker sind keine Kunststoffexperten. Also geht es nur über den Austausch und Dialog zwischen Wirtschaft und Politik, wofür wir als Verband ein ganz spezielles Bindemitglied mit gebündelten Expertisen darstellen.

Johannink: Absolut d’accord. Und fairerweise muss man attestieren, dass wir als Kunststoffindustrie lange Zeit zu selten offen mit Gesellschaft und Politik über die Vorteile von Kunststoffen gesprochen haben. Gerade gegenüber Politikerinnen und Politikern in Berlin und Brüssel müssen wir noch deutlicher machen, dass Kunststoff in vielen Bereichen unseres Alltags kaum wegzudenken, geschweige denn zu ersetzen ist, und dass es vor allem oftmals die ressourceneffizienteste Alternative ist. Einige der pro-K Fachgruppen sind hier schon sehr gut aufgestellt, zum Beispiel die Fluoropolymergroup, die sich öffentlichkeitswirksam beim PFAS-Beschränkungsverfahren einsetzt. Auch die begleitende Pressearbeit des Verbandes ist dabei sehr intensiv und nützlich. Nur so können wir zur Politik durchdringen und das Bild von unserem Werkstoff in der Öffentlichkeit mitprägen. Deshalb braucht es eine starke Interessenvertretung mit einem starken Team.

Frage: Da Sie gerade die Aktivitäten des pro-K erwähnten: Welche Themen sind Ihnen als neuem Vorstandsvorsitzenden sonst noch wichtig?

Johannink: Letztlich sind es die gleichen Themen, die auch andere Industriezweige aktuell vor große Herausforderungen stellen: Zum einen die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Wir brauchen einen Turnaround bei wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, um die Konjunktur anzukurbeln und den Mittelstand wettbewerbsfähig zu halten. Gleichzeitig gilt es, Unternehmen bei Bürokratie und Regulierungswut zu entlasten. Und dann stellen uns die immensen Kosten der deutschen Energiewende vor Schwierigkeiten. Die Forderung nach einer preiswerten und verlässlichen Energieversorgung hat auch für uns als energieintensive Branche oberste Priorität. Und natürlich sind die Arbeitskosten und Unternehmenssteuern in Deutschland im Vergleich nicht mehr wettbewerbsfähig.

Der pro-K ist ein heterogener Industrieverband mit einer Vielzahl unterschiedlicher Fachgruppen. Die Größe der Mitgliedsbetriebe reicht dabei vom kleinen Familienunternehmen bis zum multinationalen Global Player. Wir bieten durch unsere Erfahrung, unsere Netzwerke und Expertise eine exzellente Plattform, um die Interessen unserer Industrie zu formulieren und auch politisch in Berlin und Brüssel zu vertreten. Um dies langfristig weiter ausbauen zu können müssen wir weitere Mitglieder gewinnen. Ich bin selbst mittelständischer Familienunternehmer und kann nachvollziehen, dass es in manchen Unternehmen Vorbehalte gegen Verbandsarbeit gibt, bei der häufig dicke Bretter gebohrt werden müssen und der Nutzen nicht immer sofort absehbar ist. Durch die Erfahrung aktiver Mitarbeit in mehreren Fachgruppen und die vielen guten Kontakte im Rahmen von Veranstaltungen des pro-K bin ich mittlerweile zu einem Überzeugungstäter gereift. Ich möchte daher interessierte Unternehmen ermutigen, sich mit unserem Geschäftsführer Sven Weihe in Verbindung zu setzen und sich über die Arbeit des Vorstands und der Fachgruppen zu informieren.

Frage: Ein besonderes Anliegen der pro-K Familie war immer auch unsere Branche attraktiv für junge Menschen zu machen. Wie wird es hier künftig im Verband weitergehen?

Johannink: Wir sehen, dass nicht nur die Kunststoff verarbeitende Industrie vom Fachkräfte- und Auszubildendenmangel betroffen ist, sondern sich der Wettbewerb um Nachwuchskräfte auch innerhalb der gesamten Industrie verschärft. Um hier gegenzusteuern, sind gemeinsame Aktivitäten des GKV wie etwa zur K-Messe oder die Günter-Schwank-Preisverleihung wichtig, um aktiv für die Berufsausbildung zu werben. Auch die Vorteile von KI werden noch nicht in allen mittelständischen Unternehmen bestmöglich ausgeschöpft, gerade wenn es darum geht, fehlende Fach- und Führungskräfte ein stückweit zu kompensieren.

Frage: Noch ein Schlusswort von Ihnen, Herr Reiß?

Reiß: Die Welt wird geopolitisch und wirtschaftlich vermutlich eher noch komplexer werden. Deshalb braucht es starke Interessenvertretungen mit einem starken TEAM. Unser pro-K Verband war und ist ein besonderer Verband mit der Charakteristik von Menschlichkeit und Ehrlichkeit sowie Glaubwürdigkeit und Kompetenz. Wir sind eine großartige pro-K Familie mit einer gelebten Verbandskultur, nämlich den Menschen und unsere Mitglieder in den Mittelpunkt unserer Aktivitäten zu stellen. Für alle herausfordernden Aufgaben der Gegenwart und Zukunft wünsche ich bestes Gelingen und größtmöglichen Erfolg. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir mit unseren neugewählten und erfahrenen Vorständen, unter der Führung meines bisherigen Stellvertreters Hendrik Johannink, auch für die nächsten Jahre kompetent, erfahren und menschlich aufgestellt sind.

Herzlichen Dank für wundervolle, wertvolle und erfüllte Jahre der Zusammenarbeit und Erlebnisse mit Euch Allen. Für mich war pro-K immer eine Herzensangelegenheit und eine besondere Ehre.

Johannink: Zu guter Letzt möchte ich Dir, lieber Klaus-Uwe, nochmals herzlich für Deinen Einsatz in den vergangenen 35 Jahren danken – und ich hoffe, dass Du als Ehrenmitglied im Vorstand bei vielen pro-K-Events auch künftig dabei sein wirst.


pro-K
Als Trägerverband des Gesamtverband der Kunststoffverarbeitenden Industrie e.V. (GKV) vertritt der pro-K Industrieverband langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme e.V. als Spitzenverband die Hersteller von Konsum- und Halbfertigprodukten aus Kunststoff gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Dr. Patrick Kohlas
Telefon +49 69 40 89 555 46
E-Mail: patrick.kohlas@pro-kunststoff.de